Der Beginn: Meine erste Begegnung mit den Schatten der Seele

Veröffentlicht am 24. Januar 2025 um 18:24

Meine Geschichte begann sechs Wochen früher, als geplant, mit einem abrupten, gewaltsamen Start ins Leben. Ich wurde mit extremer Gelbsucht geboren, hatte Atemprobleme, und meine Mutter hatte kaum Zeit, mich willkommen zu heißen.

Der Arzt entschied, dass ich sofort von ihr getrennt werden sollte und setzte dies rigoros um. In einer Zeit, in der Nähe und Wärme das Wichtigste gewesen wären, wurde ich stattdessen in eine sterile, kalte Umgebung gebracht, fern von der Frau, die mich gerade erst auf die Welt gebracht hatte.

Heute weiß ich, dass diese ersten Momente eines Lebens entscheidend sein können: Sie prägen das Band zwischen Mutter und Kind, sie geben Sicherheit, sie sind der erste Schritt in einer Welt, die neu und beängstigend sein kann. Für mich bedeutete diese Trennung etwas anderes. Ohne es zu wissen, wuchs ich mit einem unsichtbaren Riss in mir auf. Ein Gefühl, das ich erst viel später verstand: eine stille Wunde, die zur Narbe wurde, aber die nie ganz heilen wollte.

Niemals konnte ich Bindungen aufbauen, denn es bleibt immer diese leise Frage, die nie vollständig verschwindet: Werde ich gehalten, wenn ich falle? Werde ich gesehen, wenn ich leide? Es ist ein Gefühl, das ich mit mir trug, ohne es wirklich benennen zu können, ein unterschwelliges Misstrauen in alles und jeden.
Es war, als würde etwas in mir immer nach diesem fehlenden Puzzleteil suchen  nach Sicherheit, nach Geborgenheit. Doch ich wusste damals nicht, wo ich suchen sollte, und so blieb diese Suche ein stiller Begleiter meines Lebens.

Dieses ständige Suchen nach Sicherheit und Geborgenheit machte mich rastlos, nicht nur äußerlich, sondern vor allem innerlich. Es war eine Suche nach etwas, das ich nie wirklich greifen konnte, ein ständiges Gefühl von „nicht genug sein“, obwohl ich äußerlich oft alles richtig machte.

Diese Unsicherheit spiegelte sich in meinem Verhalten wider. Ich war charmant, freundlich, extrem hilfsbereit, doch all das war auch eine Art Schutzschild, um niemanden zu nah an mich heranzulassen. Ich wollte geliebt werden, wollte dazugehören, aber ich hatte gleichzeitig Angst, dass, wenn jemand zu tief in mich hineinsieht, er den Schmerz und die Unsicherheit entdecken könnte, die ich so sorgsam verborgen hielt.

So lebte ich schon die ersten Jahre meines Lebens  immer auf der Suche nach etwas, das mir fehlte, ohne zu wissen, was es war. Dieses Gefühl hat sich wie ein leiser Schatten durch mein Leben gezogen, bis heute. Doch genau dort möchte ich ansetzen und die Reise fortsetzen - im nächsten Eintrag.

 

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